Ausstellung / Alicia Luna 12/18

Als ich meinen Sohn hier in den Kindergarten einschreiben wollte, da [gab es] eine Frau, die sich mir widmete, in Liesing in Wien. Ich ging zehn Mal hin, damit sie mich verstehen würde, denn sie wollte mich nicht verstehen und ich vermochte mich nicht verständlich zu machen. Sie wollte, dass ich gut Deutsch spräche. Jahre später wurde diese Frau dann eine Spanisch-Schülerin von mir [lacht].
Die erste Organisation, bei der ich in Österreich mitarbeitete, war natürlich die chilenische Sozialistische Partei. Als wir in Reichenau ankamen, kamen sie, um uns zu begrüßen. […] Es war bereits eine gespaltene Partei. […] Aber für mich ging es im Grunde darum, die Regierung von Pinochet zu stürzen, also um Möglichkeiten, die Pinochet-Regierung zu stürzen. […] Aber eine wichtige war AGECH [Anm.: Asociación Gremial de Educadores de Chile = Berufsvereinigung der Pädagogen Chiles], denn bis zum Putsch von 73 gab es 20.000 Gewerkschaftsführer des SUTE [Anm.: Sindicato Unico de profesores de la Educación = Einheitsgewerkschaft der Schullehrer], 1974 waren nur 800 übrig, viele waren ermordet worden, etwa 103 hatte man verschwinden lassen, gekündigt, sanktioniert und ins Exil geschickt. Die Diktatur fegte die öffentliche Bildung hinweg. Im Jahr 74 formiert Pinochet das Colegio de Profesores de Chile. […] [Und] 1981 wird die AGECH gebildet, die eine Berufsvertretung auf allen Kontinenten ausübte. […] Ende 81 organisierten wir die AGECH in Österreich, das war eine der Aufgaben, die mich am meisten erfüllt hat, denn wir erreichten viel, wir holten viele Menschen aus Chile heraus.

[Welche Art von Aktivität haben wir denn gemacht?] Zunächst war eine unsere großen Aktivitäten der Internationale Kongress der Schullehrer. Es kamen sogar Leute aus Kanada. Genossen, Lehrer, zum Großteil Sozialisten. Das heißt, die AGECH-Leute waren zum Großteil sozialistische Lehrer, es war quasi eine sozialistische Gewerkschaft, hatte ich den Eindruck. Das war ein sehr gutes Projekt. In Österreich waren wir 15 Lehrer und unsere Aufgaben waren: einen weltweiten Kataster der exilierten chilenischen Lehrer anzulegen; mit Lehrer-Organisation in den Exilländern zusammenzuarbeiten; die Verfolgung der chilenischen Lehrerschaft auf jede mögliche Art anzuklagen; in allen Ländern zu erreichen, dass die Regierungen inhaftierten Lehrern Visa ausstellten; eine Folklore-Gruppe mit Kindern zu gründen, da hatten wir nicht viel Erfolg; und einen weltweiten Auslandsvorstand zu wählen. Das war eine der Aufgaben, die mich am meisten erfüllten, […] die ich nie vergessen werde. Woran ich auch sehr aktiv teilnahm und wo wir viele Projekte durchführten, war die Österreichisch-Chilenische Gesellschaft. […] In der Österreichisch-Chilenischen Gesellschaft arbeitete ich, glaube ich, vier Jahre lang mit der [mittlerweile] ehemaligen Nationalratsabgeordneten Brunhilde Fuchs, Bruni, zusammen. Und eines der großen Vorhaben, das über diesen […] Verein durchgeführt wurde, war die Anerkennung der Pensionen. Das heißt, deine Arbeitsjahre in Österreich zahlt dir Österreich, deine Arbeitsjahre in Chile zahlt dir Chile. Und du zahlst hier oder dort Abgaben und das nennt sich internationales Pensionsabkommen.
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