Ausstellung / María Elena „Maruja“ Delano 5/8

EEs gab eine Deutschlehrerin, die auch Übersetzerin war. Sisi Horn. Die gab uns Unterricht, aber es war sehr schwierig, weil wir viele waren. Und das macht das Lernen wirklich schwer. Als ich zu arbeiten begann, ging ich daran, jeden Tag nach der Arbeit Vokabel zu lernen und so. Was ich schnell und sehr gut lernen musste, waren die Zahlen, die Mengenangaben, um Ergebnisse mitteilen zu können. Ich musste übers Telefon mitteilen, wie viele rote Blutkörperchen, wie viele weiße Blutkörperchen… Das war sehr schwierig für mich. [Vom Flüchtlingsheim in eine Wohnung zu ziehen], war sehr angenehm. Zunächst mal war es eine neue Wohnung. Und dann tat ich mich schwer in der Arbeit, wenn sie fragten, wo ich wohnte… Ich traute mich nicht zu sagen, dass es eine neue Wohnung mit Zentralheizung war und so, denn viele Österreicher verfügten zu dieser Zeit nicht über diese Annehm­lich­keiten. Ich musste vorsichtig sein, um keinen Neid und keine Ablehnung auszulösen. [Allerdings war die all­ge­mei­ne Reaktion der Öster­reicher auf die chilenischen Flüchtlinge] sehr positiv. Ja, klar [man spürte] immer Unterstützung.

Leute in hohen Positionen, Politiker, was weiß ich, kamen zu uns, luden uns zu sich nachhause ein. Also sehr solidarisch. Und mit einigen von ihnen sind wir bis heute befreundet [lacht]. [Was die Arbeitsuche betrifft], legte mein Mann Listen an von Leuten, die zu dieser Zeit ankamen, und da fügten wir ihre Berufe in Chile hinzu. Dann übernahmen es Österreicher zu prüfen, welche Arbeitsmöglichkeiten es gab. Darunter war eine Familie, die bis heute Freunde sind; er brachte uns zu Vorstellungsgesprächen. Zum Beispiel fuhren eine Hebamme und ich ins Kaiser Franz Josef-Spital [Anm.: heutige Klinik Favoriten]. Und da arbeitete ich dann als Technikerin. Zum Glück hatte ich meine Studien­be­schei­nigun­gen dabei. Aber sie anerkannten meinen Abschluss nicht, ehe ich nicht zwei Zweige belegte, die mir fehlten. Obwohl ich in Chile viel mehr Zweige studiert hatte. Also gaben sie mir nach zwei Jahren die Möglichkeit, […] den kompletten Abschluss zu machen. Und dann erhöhten sie sogar meinen Lohn. Ich fand sie immer sehr fair in allen Belangen.
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