Ausstellung / Margarita Alonso 11/17

Ich gehöre dem Verein der chilenischen Community in Österreich an. Er wurde 2017 gegründet. Nun, es ist ein fantastischer Ort. Es ist ein Stück Chile. Es gibt eine Kameradschaft unter den Mitgliedern, es ist etwas, das deinen Geist erfüllt, etwas Gutes zu tun und auch anderen Organisationen in Chile zu helfen. Es ist also eine Zusammenarbeit, ein Kollektiv von positiven Kräften. Wir machen Veranstaltungen für unsere Nationalfeste. Es ist etwas, das wirklich wichtig für die Seele ist, etwas, das man braucht und mit dem man sich identifiziert. Auch wenn ich sage: „Ich fahre nicht nach Chile“ – aber ich habe es hier in mir. Nun, zuerst fiel mir der Unterschied im Taschengeld auf, das das Ministerium den Flüchtlingen gab, den Männern 110 österreichische Schilling und den Frauen 55 Schilling, was für ein Unterschied, die Frauen wurden mit der Hälfte bewertet. Nun, abgesehen von diesem zweiten Eindruck konzentrierte ich mich auf den Versuch, die österreichischen Eigenheiten zu verstehen. Trotz dieser Rückschläge habe ich mich nie zweitklassig gefühlt. Die Bekanntschaften, die wir hier machten, oder die Öster­reicher, die in der Nähe wohnten, waren wirklich interessant. Sie haben uns als Gleichberechtigte akzeptiert. Ich meine, es gab keine Ablehnung. Ich meine, einmal war ich mit meinem Kind auf dem Arm unterwegs, denn normalerweise benutzt man in Chile keinen Kinderwagen. Ich hatte auch hier kein Auto und bin mit dem Kind auf dem Arm spazieren gegangen.

Ich war in der Apotheke im Zentrum von Mödling einkaufen, und während ich auf den Bus wartete, kam eine Frau in einem Auto vorbei, hielt an und fragte mich, wohin ich fahre. Ich sagte: „Nach Vorderbrühl“, und sie sagte mir, dass sie mich mitnehmen würde. Mit anderen Worten, ich habe keine Anzeichen von „Sie sind ein Ausländer“ erlebt. Und die andere Sache, als ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Wien gefahren bin, haben sie mir einen Sitzplatz angeboten. Ich habe trotzdem nicht den Mund aufgemacht, denn wenn ich den Mund aufmachte, wussten sie schon, dass ich ein Ausländer bin.

Naja, mit der Zeit, sind wir Österreicher geworden, weil wir schon wie Österreicher denken, in dem Sinne, dass wir am Anfang erstaunt waren, dass die Kinder keinen Unsinn machen durften, dass sie nicht Ball spielen durften, dass sie das und das nicht machen durften, viele Verbote! Für mich war das schrecklich, außerdem war alles still und leise. Und wir waren es gewohnt, von einem Bürgersteig zum anderen zu schreien, um jemanden zu rufen, und hier kann man das nicht tun. Nun, das Schöne war die Ordnung und das hat mir sehr gefallen. Die Pünktlichkeit der Verkehrsmittel. Ich habe mich nie wieder geärgert, weil der Bus Verspätung hatte, denn das war meine Schuld. Das war eine gute Erfahrung, etwas Positives, das wir uns zu eigen gemacht haben.
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