Ausstellung / Javiera Montenegro 3/12

In Österreich anzukommen… im ersten Jahr lebte ich in Altlengbach, das heißt, ich kam nicht nach Wien, und das war auch hart, das muss ich sagen. […] Er ist Deutscher, aber seine ganze Familie emigrierte nach Österreich und da leben sie schon über 30 Jahre, wenn sie auch ihre deutsche Identität sehr gut erhalten haben. Und ich lebte natürlich im Haus seiner Familie. Wir heirateten aus Visa-Gründen, weil ich [studieren wollte] und dafür schnell das Visum brauchte, also heirateten wir, machten ein Fest und luden unsere Freunde. […] Ein paar Monate blieb ich dann auf dem Land […], obwohl es da gar nicht so ländlich ist. Und das war ein bisschen hart, denn das Leben außerhalb der Stadt Wien ist superkonservativ und sehr verschlos­sen und so lernte ich, obwohl fast sieben Monate dort lebte, meine Nachbarn nicht kennen… Ich genoss sehr die Natur, aber hatte sehr wenig Sozialkontakt. Bis wir dann, es muss Ende 2013 gewesen sein, entschieden, nach Wien zu ziehen. […] Ich fühlte mich richtig niedergedrückt […], als würde mich etwas aufhalten… Ich hatte große Lust, die Welt zu entdecken. Immer wollte ich nach meiner ersten Reise weiterreisen.

Vielleicht nicht, um mich irgendwo niederzulassen, aber ich wollte mehr kennenlernen. […] Mein Projekt war nie endgültig… und jetzt lebe ich schon zehn, zwölf Jahre hier… dass ich eine so lange Zeit bleiben würde… und jetzt sehe ich das und ich sehe mich nicht nach Chile zurückkehren. Es ist ein bisschen, als hätte sich der Spieß umgedreht. Ich hatte Glück […], denn da er kein Österreicher war, gaben sie mir automatisch EWR-Status, da bist du kein Einwanderer nach Österreich, sondern du bist aus der EU, und das war viel ein­facher… Na, da musste ich die ganzen Amtswege in St. Pölten in Niederösterreich erledigen und ich hörte von Einwanderern, dass hier das Magistrat super­kompli­ziert und Wien sehr unfreundlich sei. Und mir gaben sie wirklich sofort das Visum für fünf Jahre, ich erzählte es meiner Freundin und die sagte, das verstehe sie nicht… Und mit sofortigem Recht zu arbeiten, […]. Ich hätte sogar nach Spanien fahren können und hatte Zugang zu Arbeit […]. Ich glaube, das war ein Vorteil, den ich damals bekam und gar nicht erkannte… Es war ziemlich positiv, erleichternd, denn ich kenne Leute, die jedes Jahr ihr Visum erneuern müssen, Papiere vorle­gen, wieder die gleichen wie letztes Jahr… also das war etwas, das mir geholfen hat.   weiter lesen