Ausstellung / Javiera Montenegro 11/12

Mein Papa pflanzte in uns den Samen des sozialen Gewissens, der Arbeiter Klasse, des Respekts für das Leben, und dass Pinochet ein Diktator war. Das war er. Und ich glaube schon, dass das eine wichtige Rolle in meinem Leben spielt, dass es mich von den anderen in der Schule abhob sozusagen, denn ich ging in die Non­nen-Schule von San Felipe […] Es gab da Schülerinnen wie mich, meine Freundinnen, deren Väter sich wirk­lich abmühten, um die Schule zu bezahlen. Aber es gab auch Mädchen aus sehr wohlhabenden Familien, also hab es in diesem schulischen Umfeld Unterschiede. […] [In meiner Familie] wurde [über die politische Ge­schich­te Chiles] gesprochen. Später war meine größte Inspiration, mein Input, meine ältere Schwester, die Geschichte studierte, und als sie an die Universität de La Serena ging, politisierte sie sich viel stärker, als sie es vorher gewesen war, und wurde superextrem in ihrer universitären Euphorie. Sie wurde Anarchistin […], das gab sie mir immer weiter […] in vielen großen Worten […]. So lernte ich viel von ihr, das muss ich zugeben. Und in der Schule. […]

Ich habe enorme Wertschätzung [für dieses Projekt], die Erinnerung zu sichern und uns diesen Raum zu geben. Denn in Chile denken sie, wenn sie „Migrant“ hören: „Ah, ein Exilanten­kind.“ Es gibt immer noch keine Vorstellung von der Existenz einer Generation, die es auch gibt. […] Das macht uns sichtbar: wir, von denen einige vielleicht mit Wien als Ziel gekommen sind und andere, die wie ich aus Zufall in Wien gelan­det sind. Und wir sind Teil der Gemein­schaft. Wir haben auch einen Diskurs, der unsere eigene Ge­schich­te enthält, auch wenn die vielleicht nicht so… ein­drucks­voll ist oder Faktoren enthält, die… Wie soll ich das sagen? Manchmal vergleicht man, nicht? Zum Beispiel meine Geschichte, ich erzähle […] also meine Geschichte, einfach so. Vielleicht gibt es wirklich wich­tigere, bedeutendere Ereignisse in der Geschichte einer Person, die gewaltsam aus dem Land vertrieben wurde, aber jeder konstruiert seine Geschichte und ich glaube, es ist allgemein wichtig, diese Diskurse zu sichern. Diese Bemühung um die Erinnerung ist sehr wertvoll, sehr schön und dankenswert. Genau.
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