Ausstellung / Gabriela Carmen Estevez Fuentes 6/15
Als mein Vater in Wien ankam, wurde er mit einem Gefangenenwagen nach Traiskirchen in die Quarantäneabteilung gebracht. Am 19. April 1978 kamen meine Mutter und ich nach. Mein Vater ist nach wie vor politisch sehr aktiv. Also, er hat auch hier eine Gruppe, die „Christen für Chile“ heißt, die immer wieder Projekte gemacht hat, um dort Leute zu unterstützen. Frauen zum Beispiel, die im Gefängnis waren, die dann rausgekommen sind… dass sie dann finanziell irgendwie ein bissl unterstützt wurden. […] Oder Studierende zum Beispiel. Und natürlich auch bei der Sozialistischen Partei [hat er] immer wieder mitgearbeitet […]. Und zuhause sitzt er eigentlich vor dem Computer und liest alle möglichen politischen Zeitungen […]. Hört chilenisches Radio. Also er hat sich doch sein kleines Chile in seinem Zimmer selbst erarbeitet. Und ich glaub’ schon, dass das Ganze an ihm nagt, weil sein Leben wäre ja eigentlich in Chile gewesen.
[…] Wie diese Wahl war – also das „No“ – dass Pinochet […] sozusagen abgewählt wurde, da war bei meinem Vater sofort das Interesse da, dass wir zurückkehren. War für mich natürlich schwierig, weil ich habe nicht wirklich einen Kontakt mit meiner Familie in Chile gehabt. Ich hab’ sie halt nie wirklich gesehen über viele Jahre und war mitten in der Pubertät, hatte hier meine Freunde, meine Schulausbildung und so weiter… Und mein Vater hat gemeint, nein, dann wird er selber mal rüber fliegen. Einmal allein und sich die Situation anschauen. Ja, und dann hat er selber entschieden, es ist doch besser, dass wir noch bleiben. Weil es waren nach wie vor an jeder Ecke Panzer, er hat sich selber nicht so wirklich wohlgefühlt. […] Dieses Empfinden: „Ich bin in Österreich doch noch besser aufgehoben als in Chile.“ […] Und meine Mama hat dann auch abgewartet, bis dann mein Vater wieder aus Chile zurückgekehrt ist. weiter lesen