Interview mit Gabriela Carmen Estevez Fuentes

Lehrerin in Wien | Interview geführt von Berthold Molden am 29. Juni 2023 in Wien | Transkribiert von Marcela Victoria Catalán Lorca | Übersetzt von Berthold Molden

Mein Name ist Gabriela Carmen Estevez Fuentes. Ich bin am 1. September 1972, in Santiago de Chile geboren. Mein Vater war Gewerkschafter und arbeitete in der Firma Maderas Ralco. Meine Mutter arbeitete ebenfalls und kümmerte sich um mich, wie auch mein Vater. Anfang Jänner 1974 wurde mein Vater an seinem Arbeitsplatz in Santiago de Chile verhaftet und kam nach drei Monaten frei. Die Pinochet-Diktatur war nur einige Monate alt. Mein Vater gehörte zu den christlichen Linken, die an der Regierung des linkssozialistischen Allende teilgenommen hatte.

Ich bin ein Einzelkind und die Situation meiner Familie war, sage ich jetzt einmal, nicht von hohem Stand […], sondern eine Arbeiterfamilie. Ja, also sie mussten schon von Null an beginnen, um sich ihr Leben zu erarbeiten. Was sie mir erzählt haben war, dass sie nur eine Decke besessen haben. Mein Vater hat sehr früh schon, mit 15, zu arbeiten angefangen und diverseste Jobs gehabt [und] meine Mutter war auch berufstätig. Sie besserte das Familieneinkommen durch einen kleinen Handel auf. Sie kaufte in Mendoza in Argentiniern Textilwaren ein und brachte sie mit dem Bus nach Chile und konnte sie mit Gewinn verkaufen.   weiter lesen