Ausstellung / Gabriela 15/16

Ich habe immer gewusst, dass ich das Produkt einer großen Migrationsbewegung bin, von meinen Urgroßeltern, meinen Ururgroßeltern… Aber auch meinen Eltern – aus ihren Städten nach Santiago. […] Und es erschien mir nie etwas Außerordentliches, sondern ein Teil der Prozesse des Lebens: sich suchend nach etwas Anderem umzusehen oder sogar ent­kom­men zu müssen… Tatsächlich erinnere ich mich sehr gut: Wir sahen uns die Wahlen [von 1999 / 2000] an, die Ergebnisse [der Stichwahl] zwischen Lagos und Lavín, und meine Mama […] war sehr in Sorge […] In Santiago hatte Lavín gewonnen und sie dachte, das sei das Endresultat und […] sagte mir: „Wir gehen zu deiner Tante nach London!“ Es gibt also immer die Möglich­keit, dass man entkommen muss, nicht? Oder, wenn du Glück hast, suchst du dir andere Möglich­keiten. Also hat mich die Migrationserfahrung… ich weiß nicht, ob sie mich besonders geprägt hat, aber sie ist etwas, das ich tief in mir trage. Wichtig [für die folgenden Genera­tionen] sind vielleicht die Hilfsmöglichkeiten für die psychische Gesundheit, die sehr übergreifend sein sollten.

Ich wusste etwa bis vor kurzem nicht, dass es den Migrationsschmerzen gibt… das sind viele… Ich stelle mir vor, wie schrecklich das sein muss, unter bestimm­ten Umständen migriert zu sein, ohne psychische Hilfe­leistung und die Aner­kennung, dass Migrieren zwar ein Teil des Lebens ist, aber auch eine Menge anderer Din­ge im­pli­ziert. Und dass das untersucht wird, darüber gesprochen wird, dafür gesorgt wird, dass sich die Leute nicht so allein fühlen. Denn meine Migrations­erfahrung ist in etwa das, was ich erwartet hatte, aber es gibt Men­schen, für die das nicht so ist. Es gibt Men­schen, die aus sehr gewaltsamen Gründen migrieren müssen, und ich weiß nicht, ob es viel Unterstützung gibt oder ob viel darüber gesprochen wird, was zu migrieren bedeutet. Denn wenn jemand vom Globalen Süden in den Globalen Norden migriert, nehmen die Leute an, dass du es jetzt besser hast… und das ist nicht unbedingt so. […] Daher glaube ich, dass all diese Praktiken der Visibilisierung dessen, was geschieht, wenn jemand migriert, sehr wertvoll sind. Im Sinne von: „ […] Es gibt überall Schlimmes und überall Gutes, aber es ist was es ist.“   weiter lesen