Ausstellung / Gabriela 11/16

Ich glaube, [die chilenische Frau durchlebt die Migration] nur mit großer Überzeugung. Wenn du gewohnt bist, deinen Platz in der Welt finden zu müssen – das ist fast schon ein natürlicher Teil der Frau und vor allem der chilenischen Frau. Natürlich gibt es schwierige Dinge, wie das Thema der Kreise, die dich unterstützen… die man in Chile hat und die im All­gemeinen aus anderen Frauen bestehen. Das zu verlieren ist natürlich schwierig, aber ich habe bemerkt, dass die Frauen als erstes Netzwerke mit anderen Frauen knüpfen, weil sie einander immer helfen werden. Also glaube ich, […] es ist doch nicht so schwierig, wie es sein könnte […]. Mit Überzeugung: „Schau, ich werde das tun!“, und auch mit ein bisschen Unverfrorenheit und einer Menge Entwurzelung. Denn eine chilenische Frau zu sein heißt bereits, in der Entwurzelung zu existieren. Wenn due also in eine andere Situation der Entwurzelung gerätst… na, dann ist es nicht so schrecklich… Du wirst schon einen Platz suchen, wo du den neuen Samen pflanzen und Wurzeln schlagen kannst, und wenn du das dann wieder heraus­ziehen musst, wird es ein bisschen weh tun, aber es wird nicht so schrecklich sein.
Als ich das erste Mal aus Chile wegging, begann ich bereits Chile von außen zu betrachten, um zu ver­stehen, wie man Chile von außen wahrnimmt. Ich habe das also immer betrieben und dieses Gefühl hat sich vertieft. Denn es gibt in Chile eine Menge Dinge, die wunderbar funktionieren könnten, aber Chile Angst hat, neue Dinge zu probieren, und es vorzieht, in Unannehmlichkeiten und mit nicht so erfüllten Leben zu existieren, nur aus Angst, dass das, was sie probieren, nicht funktionieren könnte.

Aber ich glaube, das ist fast irrational und ich schreibe das natürlich der Diktatur zu […]. Dieses Gefühl: Na gut, das läuft schlecht, aber wenigstens bringen sie uns nicht um… und sie können uns immer umbringen. [Es gibt] ein bisschen die Vorstellung, dass es überall Chilenen gibt, dass wir Chilenen sehr gut migrieren können. Und da werden ein bisschen die Augen verschlossen vor dem höchstgefährlichen und gewaltigen Kontext der chilenischen Diaspora […].
[…] Diese Fähigkeit zur Resilienz, die die Chilenen haben, quasi: „Ok, man muss nach China, gut, dann gehe ich nach China, und in China gibt es einen Chilenen…“ Ich glaube, es gibt Chilenen in Alaska, wirklich, überall… und ich glaube auch, dass eine gewisse mediale Wahrnehmung dessen gibt. Ich erinnere mich auch, dass in – ich weiß nicht, welcher – Plattform einige Videos herauskamen, da [sah man] beispielsweise es einen gewissen Tumult… eine europäische Hauptstadt, und ein Chilene schrie Schimpfworte […] gegen die Menge, und ein anderer Chilene antwortete mit einem anderen Schimpfwort. Ja! Es gibt immer einen Chilenen… Es ist unmöglich, dass es nicht allerorts einen Chilenen gibt… Und für ein so kleines Land, unter Anführungszeichen, ist das ein guter Ruf… Wir haben einen Ruf als Migranten.

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