Ausstellung / Daniela Bichl 6/14
Lustigerweise bei meiner Schwiegerfamilie, die sind aus dem Südburgenland… […] und sind auch nach Wien gezogen. Mein Schwiegervater hat letztens auch gesagt: „Ja, wir sind halt auch… Exilierte oder Flüchtlinge.“ Er hat das auch so wahrgenommen, dass man als Südburgenländer in Wien eigentlich ja nicht wirklich ernstgenommen wurde oder nicht gleichgestellt. Also auch so eine… Abwertung… […] Also, dass man sich beweisen musste. Und das […] seh’ ich schon bei meiner Familie so: immer dieses Gefühl, sich beweisen zu müssen, man muss nicht 100 Prozent geben, sondern 150 Prozent, um eine Daseinsberechtigung überhaupt zu haben… […] Es gibt natürlich auch andere Fluchtgeschichten, jetzt nicht aus Südamerika, aber ich glaub’, es gibt schon auch so eine gewisse Solidarisierung mit anderen geflüchteten Menschen, weil die Gefühle… ob das jetzt aus Afghanistan ist oder aus […] dem Jugoslawienkrieg damals – die Geschichten sind ja dieselben.
[Die Geschichte des Nationalsozialismus…] Ja, das ist interessant… Grundsätzlich, dadurch dass ich hier geboren bin, möchte man vielleicht meinen – oder vielleicht auch nicht –, dass man sich damit mehr auseinandersetzt oder diese Geschichte für sich auch mehr aufarbeitet. Gut, wir in Österreich haben da eh auch echt Nachholbedarf, im Gegensatz zu Deutschland jetzt. Aber diese Geschichte des Nationalsozialismus ist für mich viel weiter weg als die chilenische Geschichte. Also die spür’ ich bei mir viel mehr als die NS-Geschichte von der österreichischen Seite […] dann der Familie… […] Ich muss auch dazu sagen […], meine Großeltern von der österreichischen Familienseite, natürlich, haben das auch erlebt, aber ich hab’ sehr wenig bis gar keinen Kontakt zu ihnen, deshalb war immer die chilenische Familie und diese Vermittlung sehr präsent. Also für mich ist die Geschichte des Nationalsozialismus in Österreich etwas, das ich tatsächlich nur aus den Geschichtsbüchern oder aus dem Schulunterricht kenne. Es gibt da für mich keine emotionale Verbindung.
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