Ausstellung / Daniela Bichl 14/14

Eine prägende Überlieferung ist das Ankommen in Österreich, […] der Familiennachzug von meiner Großmutter mit den drei Kindern, mit meiner Mutter darunter, und sie sind am 14. Februar 1978 nach Österreich gekommen. […] Dieses Datum ist für mich so eingraviert in meinem Körper, in meinem Geist, obwohl ich da selber gar nicht dabei war, aber es war schon so: Valentinstag, sie sind in Österreich angekommen, es war Winter, der Schock über das Wetter. […] Der Schock einer neuen Kultur… wie soll ich sagen? Es hat sich in dem Wetter widergespiegelt. In Chile ist im Februar Hochsommer, meine Mutter hat gesagt, sie war’n einfach noch nicht adäquat gekleidet, in Chile […] oder in Valparaíso zumindest […] gibt’s ja solche Winter nicht, dementsprechend konnte man sich dort auch nicht mit der Kleidung darauf vorbereiten. Aber sie sagt auch immer jetzt: „Ja, damals in den 70er Jahren, da gab’s Schneemassen, das kann man sich jetzt gar nicht mehr vorstellen!“ […] Aber auch […] das Flüchtlings­heim. Auch wenn das so kurios klingt, weil du bist in einem Heim in einem Zimmer… aber diese Community dort zu haben…

Es wurden ja auch viele Feste dort gefeiert und [es gab] viele Beziehungen und alles, Hochzeiten, Taufen. Und so dramatisch das auch war, hat ihr das a bissl auch das Leben gerettet, jetzt so überspitzt oder dramatisch formuliert, weil sie dort auch diesen Anker hatte und sie sagt manchmal, es war wie ein vierjähriges Sommerlager, ein bisschen. Weil sie hat gesagt, in den Sommern in Vorderbrühl haben sie halt vorne Lagerfeuer gemacht, haben Gitarre gespielt, das hat auch viele Österreicher ein bissel angezogen, die das interessant fanden… Und sie hat gesagt, einerseits war das eine harte Zeit und anderseits auch eine ihrer schönsten… einige ihrer schönsten Erinnerungen sind trotzdem im Flüchtlingsheim. […] Zumindest ein Ort, wo man mit Gleichgesinnten ist. […] so wie meine Großeltern und meine Mutter hier gelebt haben, das war ja die Realität, und ich war Teil dieser Realität. Die Community, die hier entstanden ist – da sind wir Kinder ja hineingeboren in diese Community, und es ist zwischen den Welten, es ist etwas, was nicht Chile ist, und es ist auch etwas, das nicht ganz österreichisch ist. Und […] irgendwann hab’ ich für mich auch einfach so akzeptiert, dass das auch eine Identität ist.