Ausstellung / Cecilia Alarcón Tobosquez 7/18

Woran ich mich wohl erinnere, das ist: […] Ich habe fand sofort: „Ui, wie ordentlich hier alles ist!“ Alles sehr ordentlich, daran erinnere ich mich. Ah, und was uns auch sehr beeindruckte, war der Chauf­feur, der uns abholen kam, das war ein Öster­reicher, aber einer von diesen Deutschen, korpulent und mit blauen Augen. Blau aber be­eindruckend. Und wir sagten: „Schau, so sind alle Deutschen, schau, die blauen Augen, wie blond sie sind.“ Und er sprach mit uns, der Fahrer, und war sehr sympathisch. Seinen Nach­namen weiß ich nicht mehr, er war der Herr Alfred, der sehr nett war, weil er so mit uns sprach, als verstünden wir alles und lachte und Grimassen zog und derlei Dinge... Wir hatten keine Ahnung, was er zu uns sagte. Mein Vater verstand ihn auch nicht. Ich lobe auch sehr die Frauen, denn die Frauen waren damals die ersten, die arbeiten gingen. Und ich sah die Männer alle zuhause […] und ich fragte mich damals, als ich im Flüchtlingsheim nur rauchende oder plaudernde oder im Zimmer eingesperrte Männer sah und die Frauen arbeiten gingen… denn ich erinnere mich, ich erinnere mich an eine Chilenin […], der passten wir auf den Buben auf, weil sie arbeiten ging. Und dann dachte ich: „Warum passt nicht der Mann auf ihn auf?“

Wir passten auf den Buben auf und sie ging arbeiten. […] Sie fingen an, im Krankenhaus Lainz zu arbeiten, als Pflegerinnen […]. Sie gingen als erste arbeiten – und das ist ein Versäumnis, seit vielen Jahren, dass man niemals die Rolle der Frauen in dieser Zeit gelobt hat. Deswegen halte ich es für sehr, sehr wichtig, dass man gerade die Erinnerung der Frauen aufzeichnet. Nicht weil ich eine Frau bin […], ich repräsentiere ja meine Generation, sondern […] weil diese Generation von Frauen, die arbeiten ging, nie anerkannt wurde, dabei waren es sie, die loszogen, und die Männer waren alle im Flüchtlingsheim. Sie saßen in Sitzungen oder ver­brach­ten die Zeit mit Unterhaltungen […]. Also, das hat mich sehr geprägt, schon als junges Mädchen meinte ich: „Wie komisch, das verstehe ich nicht…“ Und meine Schwester und ich fragten uns: „Na hör´ mal, warum? Die Männer gehen nicht arbeiten.“ [Und dann hieß es:] „Weil es doch sehr schwierig ist, für sie ist das schwie­ri­ger.“ Die Frauen lernten als erste Deutsch. Die Männer nicht! Als gäbe es ein gewisses Misstrauen, quasi: „Nein, nein, wir haben zu tun, wir müssen Chile retten, wir haben eine politische Arbeit zu erledigen und all das.“
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