Ausstellung / Caty Catalán 10/14
[Als chilenische Migrantin ist es manchmal anders als für Frauen aus Europa.] Manchmal, glaube ich, ja. […] In der Arbeit habe ich viel Kontakt mit den Österreichern, die glauben oft, ich sei aus der Türkei. Ich weiß nicht, warum. Das glauben sie immer. Einmal redete ich mit ihnen und da sagten sie mir: „Sie haben ja keinen besonders ausgeprägten türkischen Akzent.“ Und stellen die Frage: „Woher stammen Sie?“ Und als ich ihnen sage, dass ich Chilenin bin, heißt es: „Oh, aus Chile!“ Und den meisten gefällt das. Sie fangen an, mir Fragen zu stellen. Warum bin ich hier? Wie lange bin ich schon hier? Und so steigt man in eine Unterhaltung ein und ich fühle mich mehr angenommen. Ich weiß nicht, weshalb, aber wenn ich sage: „Ich bin aus Chile, ich spreche Spanisch“, dann gefällt das den Leuten irgendwie. Es gibt viele, viele, die auch etwas von der chilenischen Geschichte wissen. Sie wissen von der Diktatur und beginnen, Fragen zu stellen: Wie habe ich das erlebt? Und wenn ich es erlebt habe, wie meine Erfahrung war. Aber […] ich war damals sehr klein und meine Eltern… ich erfuhr nicht viel über diese Zeit.
Ich denke [dass sich meine Gewohnheiten hier in Österreich geändert haben]. Naja, zunächst änderte sich meine Pünktlichkeit. Ich versuchte zumindest, pünktlich zu sein. Ich nahm viele österreichische Gewohnheiten an, mein Denken hat sich auch langsam geändert. Ich sehe die Dinge anders, manchmal überlege ich, ob meine Mutter oder meine Geschwister eine Situation auf diese Weise sehen würden. Ich sehe das anders als sie. Ich komme zum Beispiel aus einer sehr religiösen Familie, sehr katholisch. Dieses Denken hat sich auch im Lauf der hier verbrachten Zeit sehr geändert. Ich sehe die Religion nicht mehr als den Ankerpunkt unseres Lebens wie in Chile. Zumindest in meiner Familie ist die Religion sehr wichtig. In die Kirche zu gehen… Ich machte bei allem mit, was mit der Kirche zu tun hatte, war immer dort. Und das hat sich hier geändert. Ich denke […], dass jeder das Recht hat, an Gott in seiner Form zu glauben und sein Denken zu haben.
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