Interview mit Caty Catalán

Krankenpflegerin in Wien | Interview geführt von Rayen Cornejo Torres am 27. Juni 2023 in Wien | Transkribiert von Gabriela Paz Dossow Ponce | Übersetzung aus dem Spanischen von Berthold Molden

Mein vollständiger Name ist Caty Victoria Catalán Oyarzo. Ich bin 45 Jahre alt und Mutter zweier Töchter. Seit ungefähr 25 Jahren lebe ich in Wien, ich komme aus Chile, aus der Stadt Valdivia. […] In Chile schloss ich nur die Mittel­schule ab, an der Handels­schule in Valdivia, und ich erlernte Sekretariats­arbeit mit Spezialisierung auf Englisch. Soweit zu Chile. Hier in Österreich machte ich eine Ausbildung als Kranken­schwester. Ich bin Kranken­schwester. Meine Entschei­dung zur Migration war in Wirklichkeit nicht meine Ent­schei­dung. Das heißt, eine öster­reichische Freundin [arbeitete] in Chile in einem Heim für Straßenkinder, das meine Eltern in Valdivia betrieben. Der Gründer dieses Heims war ein Deutscher, der Unterstützung aus Österreich und Deutschland erhielt, und so kamen junge Österreicher oder Deutsche an diesen Ort, um Sozialarbeit zu machen. Und zu diesem Zweck kam Simone […]. Wir lernten einander kennen und wurden sehr enge Freundinnen. Sie lebte ein Jahr dort, und als sie zurückkehrte, gab es diese Einladung, quasi: „Caty, willst du nach Wien kommen?“.

Also: „Komm zu mir nachhause!“ Und ich sagte: „Ja, klar, ich komme“, im Glauben, das wäre eine Ein­la­dung chilenischer Art. Aber nein, es war eine sehr ernst gemeinte Einladung und so kam ich über Simone nach Wien. Ihre Einladung war nur für drei Monate und aus den drei Monaten wurde ein Jahr. Danach kehrte ich nach Chile zurück und dann wieder nach Wien und schon sind es ungefähr 25 Jahre, die ich hier bin. Ich kam mit meinem Touristenvisum. […] In Wirklichkeit wusste ich nicht, wohin ich da fuhr. Ich wusste nicht recht etwas über Wien. Zuerst fragte ich mich: Austria? Australia? Das ist ja eine häufige Ver­wechs­lung. So kam ich hierher nach Wien. […] Das erste Mal 1997, im Sommer, Ende Juni 97. […] In diesen drei Monaten war meine Absicht, Europa und Öster­reich kennen­zulernen. Ich arbeitete auch in diesen drei Monaten… Es war nicht alles gratis, ich arbeitete ein bisschen als Kindermädchen, als Babysitter und auf diese Weise lernte ich auch die Leute kennen.
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