Ausstellung / Carla Bobadilla 9/18

[Während ich als Kindermädchen arbeitete], kümmerte ich mich um meine Sachen. Ich brachte Arbeiten zu allen Galerien. […] Also bereitete ich eine Mappe mit allen meinen künstlerischen Arbeiten, meinen Texten und Sachen vor und ging von Tür zu Tür, von einer Galerie zu anderen und sagte: „Ich bin Carla Bobadilla, ich habe in Chile studiert, habe diesen Abschluss, und so weiter.“ Dabei sprach ich kaum überhaupt kein Deutsch, also nur, was ich in diesen drei Monaten gelernt hatte. […] Und so begannen mich einige Galeristen an andere zu empfehlen und diese anderen dann an andere und so weiter. Und dann gab es eine sehr wichtige Person, eine Chilenin [namens] Mona, die arbeitete als Buchhalterin am Vienna Institute for International Dialogue and Cooperation [Anm.: Gegründet 1962 von Bruno Kreisky gemeinsam mit Politikern aus dem Globalen Süden für Förderung von Entwicklungs­zusammenarbeit auf Augenhöhe]. […]
Sie verschaffte mir ein Treffen mit ihrem Chef, sie war sehr solidarisch. […]

Und ich zeigte ihm meine Mappe und einige akti­vistische Dinge, die ich in Chile gemacht hatte, und der Typ sagte mir: „Perfekt, wir rufen dich an.“ Und so war es. Sie riefen mich an […] und es war meine erste Aus­stel­lung. Das heißt, diese Leute finanzierten fünf Jahre lang meine Arbeit. Ich sagte mir: „Ich komme aus einer Familie, in der sich Vater und Mutter abmühten, um meine Studien zu finanzieren. Ich darf meine Zeit nicht als Kindermädchen verschwenden. […] Carla! Bei der ersten Gelegenheit […] lässt du das sein, denn du hast einen Universitätsabschluss!“ […] Ich bin auch ausgebildete Fotografin, also machte ich Hochzeitsfotos, Fotos von verschiedenen Orten. Dann kam ein Augenblick, als das Geld und die Anerkennung, das symbolische Kapital, das ich verdiente, mehr wurde und ich sah, dass ich wirklich von meiner künstlerischen Arbeit und meinem Namen leben konnte. Das war 2006 und da sagte ich der letzten Familie: „Genug. 
Bis hierher und nicht weiter. Vielen Dank.“ Das waren also vier Jahre Arbeit als Babysitterin. Hart, hart. Ich arbeitete viel.
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