Ausstellung / Camila Garfias 5/9
Wie ich politisch aktiv geworden bin, war ich sehr jung, ich war elf, und da hat’s als Angebot gegeben zwei Schülerinnenorganisationen im Wesentlichen. Das war die AKS [Anm.: Aktion kritischer Schüler_innen] und die Schülerunion. Und dass ich nicht zur ÖVP gehe, war ziemlich klar und dann bin ich in die AKS [Anm.: Aktion kritischer Schüler_innen] gekommen, wo ich sehr viele Jahre aktiv war. Und über die AKS in die gesamte sozialdemokratische Familie hinein… […] Während meiner Zeit an […] der Universität Wien war ich ÖH-Vorsitzende […], zwei Jahre, davor ein Jahr Referentin für Bildungspolitik, und war sehr politisch aktiv. Diese politische Prägung hat sich jedenfalls durch meine ganze Geschichte [gezogen …] Und das ist aber nie negativ betrachtet worden [von meinen kommunistischen Verwandten], eher mit Stolz betrachtet worden, dass ich und aber auch meine Schwester und auch mein Cousin politisch aktiv geworden sind. […] Die Schwesternpartei in Chile der Sozialdemokratie ist ja el Partido Socialista und die haben ja immer sehr eng […] zusammengearbeitet, el PS und der PC, also die kommunistische und die sozialistische Partei in Chile arbeiten ja nach wie vor immer noch eng zusammen. Also in meiner Generation sind die ehemaligen Jugendfunktionär_innen jetzt gemeinsam in der Regierung. Zum Beispiel die Nicole Cardoch [Anm.: Subsecretaria General del Gobierno de Chile] war in der Sozialistischen Jugend Chiles und darüber hinaus in der IUSY [Anm.: International Union of Socialist Youth] aktiv, wie ich gleichzeitig auch internationale Sekretärin des VSStÖ [Anm.: Verband Sozialistischer Student_innen in Österreich] war. Die arbeitet mittlerweile im Kabinett von der Camila Vallejo, kommunistische Ministerin, die arbeiten Seite and Seite […] miteinander. Also das ist in Chile einfach ein anderes Verhältnis als hier, und auch die Machtverhältnisse sind dort andere. Nach wie vor [ist] also die kommunistische Partei […] dort eine viel bedeutendere Kraft […] und hier wird die KP jetzt erst in manchen Teilen immer ernstzunehmender, zumindest in manchen Teilen, also Graz, Salzburg. Das ist ja nicht zu missachten und ich bin persönlich der Meinung, dass eigentlich man sich eher fragen muss, was hat man falsch gemacht, dass man es nicht schafft, diese Themen zu behandeln als Sozialdemokratie, anstatt zu sagen, man zerfleischt sich jetzt auf der linken Seite. Ich war immer eine Verfechterin einer geeinten Linken, vermutlich auch ein familiäres historisches Erbe.
[Meine Freund_innen in der Kindheit] waren auch Mitglieder der chilenischen Community, aber nicht nur […], und ich hatte das Glück, mit zwei Cousins und einer Schwester groß zu werden, also wir waren schon viele Kinder. Na, aber ich glaub’, das trifft’s am besten, es waren auch Kinder der chilenischen Diaspora, die halt… mit denen wir gemeinsam großgeworden sind. Aber es waren auch die Kinder von österreichischen Freundinnen und Freunden meiner Eltern. [In der Schule] bin [ich] in eine Klasse gekommen mit super Lehrerinnen und einer Klassengemeinschaft, wo wir, glaub’ ich, eine gute Wiener Melange waren. Also ich hatte Schulkollegen und da waren zwei Familien aus Polen, eine war aus den Philippinen… Also wir waren a guter Mix. […] Schule hab’ ich geliebt, ich war extrem gern in Schule. [Warum ich die Donaustadt so gern habe?] Vielleicht sind’s einfach die Erfahrungen, die man macht, wenn man groß wird… Ich find’s tatsächlich aus Erwachsenen-Perspektive noch viel cooler als ich’s […] aus Jugendlichen-Perspektive gefunden hab, weil als Jugendlicher hab’ ich mir gedacht: „Boa, es ist ein urweitweg in die Stadt zum Fortgehen, es ist eigentlich urweitweg, um coole Aktivitäten zu machen.“ Und gleichzeitig weiß ich jetzt, dass man in der Donaustadt eigentlich eh alles machen kann, weil man ziemlich schnell am Kagraner Platz war mit dem Donauzentrum, das einfach cool ist, wenn man Teenager ist und rumhängen kann und ins Kino gehen kann. Es ist die Lobau dort, man ist […] bei der Alten Donau direkt. Und ich mochte die Natur immer gerne und ich liebe es, in der Stadt zu wohnen, aber ich bin wirklich gerne am Wochenende draußen und schau dem Gras beim Wachsen zu. Und wo ich groß geworden bin, unser Haus ist ziemlich weit draußen, also da ist man in zwei Minuten zu Fuß in Niederösterreich und da […] ist damals um halb eins der letzte Bus gefahren, und wenn man den verpasst hat, ist man nicht rausgekommen. […] Wir sind einfach immer draußen g’wesen und haben „Räuber und Gendarm“ g’spielt draußen auf Rädern über fünf Siedlungen hinweg verteilt mit Walkie-Talkies. Das war einfach cool, das hab’ ich einfach toll gefunden. Und jetzt find ich das auch immer noch cool. Und da haben Freunde gewohnt von meinen Eltern und die haben drei Kids gehabt […]. Und dann tatsächlich später, irgendwann später noch eine Familie mit zwei Kids… Und man hat sich halt schon immer wieder regelmäßig dann getroffen, aber wir war’n auch einfach mit den Nachbarkindern befreundet. weiter lesen