Ausstellung / Alicia Luna 3/18

Gut, das war die Nacht des Triumphes. Ich glaube, das war einer der glücklichsten Tage meines Lebens, wirklich. Immer wenn ich an die glücklichen Tage meines Lebens denke, dann waren es zwei. Glücklich… glücklich in der Weise, dass ich an nichts anderes denke als ans Feiern: dieser Tag, und als sie Pinochet in England verhafteten. An diesen Tag vergaß ich meine Familie und alles, das heißt, da lebte nur ich. Aber dann kommt der Oktoberstreik von 1972. Und mitten im Oktoberstreik… mitten im Oktober! … wird mir das Gouverneursamt übergeben. Ich sollte mich darum kümmern. [Ich sagte, dass mir dafür die Er­fah­rung fehlt.] Und da verbinden sie mich mit Allende. „Allende will mit dir reden.“ Und ich sage ihm: „Nein, Genosse, ich kann das nicht übernehmen, ich bin eine junge Frau.“ Darauf Allende: „Sicher, deshalb habe ich dich ausgewählt, weil du eine junge Frau bist, weil du Sozialistin bist. Bist du Sozialistin oder nicht? Bist du von der Sozialistischen Jugend oder nicht?“ Darauf ich: „Ja, bin ich.“ Ich war noch bei der Jugend und hörte nie auf, es zu sein.
Allende [sagte]: „Du musst das übernehmen, ich beauftrage dich damit.“ Und so sagte ich zum Gouverneur: „Na gut, dann übernehme ich das.“ Der Oktoberstreik [von 1972] war furchtbar. Da begann man zu bemerken, dass sich die Paramilitärs formierten.

Dass es treue Leute gab und dass eine ungeheure Spaltung bestand innerhalb der Unidad Popular. Die Einheit der Kommunistischen Partei mit den lebens­langen Sozialisten, den ersten Brüdern… Wir stritten wie Katzen und Hunde. Es war hart, sehr hart… Und es wurde sichtbar, wie wir die Kontrolle über den Kampf verloren. Ich war nie für den bewaffneten Kampf, ich war für die Bewusst­seins­bildung unter den Leuten, aber nie für den bewaff­neten Kampf. Sicher, ich sprach immer für die Frau, das heißt für diesen Kampf dafür, dass die Frau nicht immer unterdrückt ist und auf den Lohn des Ehe­mannes wartet. Dass sie sich befreie. Für mich war die Befreiung das: Bildung, Arbeit, Selbstbestimmung über das eigene Leben, dass sie sich nicht von einem Mann unterdrückt fühlt, weil er das Geld nachhause bringt. Und das ist sehr wichtig. Denn wenn ich nicht nach seiner Pfeife tanze, wie soll ich dann leben? Wie? Wie? So habe ich keinerlei Unab­hängig­keit! Es wurde so oft für die Befreiung der Frau gekämpft und so viel wurde darüber geschrieben, aber ich glaube, dass wir nicht viel erreicht haben, weil es der Kirche und der Rechten immer gelingt, die Dinge zu verdrehen und auf einen anderen Weg zu bringen. Wenn der Kampf schon einigermaßen gediehen ist, scheitert er. Und dennoch wurde viel erreicht, viel wurde erreicht, das ist wichtig.
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